Pulau Besar – Eine mystische Insel

[Anmerkung: Zeitlich gesehen, waren wir auf der Insel noch vor Melaka und Bagan Lalang. Der Beitrag ist etwas länger ausgefallen, sicherlich auch aufgrund der Intensität der Erfahrungen und Erlebnisse, die wir auf der Insel hatten. Wen dir der Text zu lang ist, kannst du auch nur das dick Gedruckte lesen und die Details bzw. den Spannungsaufbau überspringen 🙂 Viel Spaß!]

Johanna hatte eine Insel im Südwesten Malaysias für uns gesucht, da uns nach dem ganzen Stadtgetummel (Singapur und Muar) nach Meer, Strand und Ruhe zu Mute war. Anscheinend gab es aber erst nördlich hinter der Hauptstadt Malaysias Inseln. Durch Zufall entdeckten wir dann aber doch noch eine kleine Insel auf einer Karte im Internet. Mitten im Meer war da ein lila Stern: Jemand hatte die Insel als attraktiven bzw. sehenswerten Ort angegeben. Auch bei TripAdvisor kündeten die Kommentare von einer religiösen und sehenswerten Insel, die Ruhe verspricht. Zu möglichen Übernachtungs- und Anreisemöglichkeiten konnten wir aber nichts finden, daher wurde die Insel erst einmal ad acta gelegt.

Am letzten Abend in Muar lernten wir vor unserem Hotel Tony kennen. Ein zum Islam konvertierter ehemaliger Christ aus Malaysia, der früher angeblich deutsche Autos verkauft hatte, ziemlich reich gewesen war und immer mal durchblicken ließ, dass er wohl üble Probleme am Laufen hatte. Er war ein recht cooler Typ, der den Westen für seine Flexibilität mochte und das auch in seiner Religion und in seinem Land  verbreiten wollte. Er folgte Gott und seinem Herzen. Und er hatte viel zu erzählen 🙂 Jedenfalls empfahl Tony uns die nahe gelegene Insel namens Pulau Besar, die wie sich herausstellte, kleine Insel, die wir schon mal kurzzeitig ins Auge gefasst hatten. Wir waren sofort überzeugt und wollten gleich am nächsten Morgen hin. Er entschied sich dann gleich mit uns zu kommen und uns die Insel und deren religiösen Pilgerort mit der Moschee zu zeigen. Er pries uns diesen als sehr heiligen und mächtigen Ort an und berichtete von einer Flutwelle die einst über die Insel rollte, sich dann aufspaltete und die Moschee, ohne das diese auch nur einen Tropfen abbekam, verschonte. Alle die sich in der Moschee befanden überlebten, der Rest ertrank jämmerlich. Und so wird es laut Tony wohl auch sein, wenn der Tag der Abrechnung, sprich die große Flut wieder kommt.

Am nächsten Morgen statteten wir uns mit Früchten für die Insel aus, da es die dort nicht wirklich geben soll und informierten uns nach dem Bus. Zudem nahmen wir ein gutes Frühstück ein (Reis, Gemüse in Soße, Tempeh), da der Bus wohl noch eine gute Stunde brauchte. Nach einer Stunde kam aber keiner, auch nach zwei nicht. Irgendwann kam dann doch noch ein Bus an. Tony hatte sich inzwischen jedoch dafür entschieden, direkt nach Kuala Lumpur zu fahren, da er noch einiges zu klären hatte. Er vermittelte für uns mit dem Busfahrer, dass er uns an der richtige Haltestelle raus ließ und gab uns noch ein paar Tipps, bzw. waren es eher gut gemeinte Aufforderungen: Wir sollten Leute vor Ort fragen, dass sie uns den religiösen Ort zeigen und wir sollten auf keinen Fall auf die falsche Seite der Insel gehen. Sie sei nicht gut. Warum sagte er nicht. Wir sollten einfach nicht hingehen. OK…?

Von der Stelle, an der uns der Busfahrer schließlich raus ließ, war es nicht weit bis zur Fähre. Als Matti im Fährshop ein paar Kleinigkeiten zum Essen holte, wurde Johanna von einem Mann angesprochen (vermutlich Chinese). Er wollte wissen was sie auf der Insel wöllte. Johanna meinte so etwas wie, dass sie uns wohl gerufen hat. Er erwähnte, dass wir wahrscheinlich in dem Bus direkt hinter ihm waren. Busse fahren oft hinter ihm, meinte er. Der Typ schien ziemlich nervös, er lief dauernd von einer Ecke zur nächsten, setzte sich kurz für 3 Sekunden, stand dann wieder auf, lief weiter… Was ihn wohl auf die Insel trieb? Anscheinend gehen hier die Leute (nur) aus einem bestimmten Grund hin.

Die Fährfahrt zur Insel war wunderschön und hätte sich gern noch länger hinziehen können: Das Boot wiegte sich auf den Wellen, der Wind strich uns sanft um die Haut und alle Gedanken aus dem Kopf und wir fuhren der Sonne entgegen. (Das Bild zeigt die Fährstelle auf dem Rückweg, da war es wolkig)

Kurz vor Ankunft auf der Insel versuchte Johanna sich noch irgendwie ihren langen Seidenrock um den Kopf zu wickeln, aus Respekt vor der islamischen Kleiderordnung und dem Rat Tonys folgend. Das Tuch verhedderte sich andauernd mit den Rucksackträgern, sodass es ständig wieder in die richtige Position gerückt werden musste. Wobei Johanna sich da auch nicht sicher war, wie Frau das richtig macht (durften z.B. die Haare oben an den Ansätzen oder hinten raus schauen?) Später auf der Insel stellte sich dann heraus, dass es einige Frauen ohne Kopftuch gab und es nur direkt in der Gebetsstätte strenge Kleidungsvorschriften gab…

Auf dem Weg zum Zeltplatz trafen wir bald auf diesen und jenen, der uns freundlich grüßte, fragte wo wir herkamen und in die Richtung wies, wo wir unser Zelt aufschlagen konnten. Wir freuten uns, dass Zelte auf dieser Insel so willkommen waren und freuten uns noch mehr, dass wir angeblich überall auf der Insel unser Zelt aufstellen könnten. Wir entschieden uns dann für einen Platz mit Ausblick zum Meer, etwas entfernt von der etwas größeren Zeltansammlung direkt vor der Moschee. Unsere erste Nacht im Zelt!! Der volle Mond leuchtete durch die Wolken hindurch, die Wellen rauschten und wir schienen auf einer paradiesischen, kleinen, ruhigen Inseln zu sein, die wartete von uns entdeckt zu werden.

Am nächsten Morgen wurden wir von einem lauten Motorgeräusch direkt neben unserem Zelt geweckt. Ein Müll- oder Lieferauto hatte neben uns geparkt und der Fahrer hielt es in der halben Stunde, in der das Auto da stand, auch nicht für notwendig den Motor auszuschalten. Bald gesellten sich noch einige Laubbläser dazu. Genervt dachten wir, dass es doch eine viel sinnvollere Beschäftigung für sie wäre, das enorme Müllproblem auf der Insel zu bewältigen. Wie sich herausstellte, gab es wohl nur für bestimmte Zeiten und Orte Leute, die sich um die Sauberkeit und Ordnung kümmerten. Auf dem Rest der Insel herrschte die hier gewöhnliche Unachtsamkeit mit dem Thema.

Naja … wir waren also mehr oder weniger gezwungen aufzustehen, obwohl wir sicher gern noch etwas liegen geblieben wären, denn abends wurden im nächst gelegene Shop noch ziemlich lange und laut Filme auf einer Leinwand gezeigt und Matti hatte sich zudem mit der Angst geplagt, dass möglicherweise ein Tsunami auf uns zukommt, da das Meerwasser nach Einbruch der Dunkelheit sich auf einmal immens zurückzog. Durch Internetrecherchen fand Matti dann heraus, dass das Meer hier stark vom Mond abhängig ist, sprich es Ebbe und Flut gibt und die Ebbe hier gerade zu der Zeit nachmittags und nachts um 3 ihren „Höhepunkt“ erreicht. Nebenbei erfuhr er durch Zufall, dass es sich hier wohl um eine sehr wundersame, mystische Insel handelt, auf welcher auch Feen leben sollen.

Wir hatten auf jeden Fall vor einmal um die Insel zu laufen (entgegen Tonys Rat). Bis jetzt hatte uns sonst keiner nochmal davon abgeraten, wir wurden beim Frühstück eher noch ermutigt, von der netten Dame unseres – wie sich herausstellte – Stammlokals und ihrer Katzen liebenden älteren Freundin (sie sprang wie ein kleines Kind auf und rief die ganze Zeit nach der Katze, folgte ihr und wollte sie unbedingt streicheln; die Katze, die – wie es schien – die Attraktion in dem kleinen Laden an diesem Morgen, reagierte eher desinteressiert, aber die Frau ließ nicht locker… ein lustiger Anblick). Der Besitzer des Lokals, ein eher nüchterner, etwas melancholisch wirkender Mann mit lockigem Haar und Bart, dem man allerdings doch hin und wieder ein schelmisches Lächeln auf die Lippen zaubern konnte, kümmerte sich zusammen mit seiner Frau um das einzig noch verbliebene Ressort auf der Insel, welches direkt neben seinem Imbiss-Shop gelegen war. Die anderen mussten in der Vergangenheit schließen, weil es wohl nicht so gut lief („less Business“). Auf Karten im Internet hatten wir auch schon Gebäude dieser anderen ehemaligen Ressorts erspäht und auch später berichtete uns jemand von den Ruinen eines verlassenen Hotels.

Auf dem Weg, noch relativ am Anfang, trafen wir auf einen lustig drein schauenden Armenier. Er schien sehr offen und sympathisch zu sein. Er hatte Drumsticks in der Hand und als wir ihn fragten, ob er Schlagzeug spiele, bejahte er und schlug vor, uns dieses zu zeigen. Da es eh auf unserem Weg lag, willigten wir ein und wir freuten uns, dass uns jemand direkt zu seinem kleinen, bescheidenen Haus einlud. Es war wirklich süß das Haus! Ein kreatives, buntes, lustiges Konstrukt aus Balken, Fenstern, Stoffen und allerlei anderem, wahrscheinlich auf der Insel, gesammeltem Zeug. Oben war eine Art Balkon, eine zwar überdachte, aber an den Seiten offene Ebene. In einer etwas tiefer gelegenen Ecke stand etwas zusammen gepfercht das Schlagzeug, auf welchem man gut spielen konnte, wenn man sich auf die durch den Höhenunterschied entstandene Treppe setze.

Wir kamen ins Gespräch, welches allerdings teilweise etwas konfus war. Wir fragten uns, ob die entstandene Holprigkeit unseres Gespräches an den Verständigungsschwierigkeiten beiderseits oder auch an seiner Verfassung (er sah sehr geprägt vom Leben aus, seine Augen waren glasig…) und seiner sehr seltsamen Art sich mehrdeutig bzw. uneindeutig auszudrücken lag. Wir standen auf jeden Fall teilweise auf dem Schlauch und waren mit seinen Fragen und Aussagen überfordert. Es wurde auch nicht wirklich besser, eher noch verwirrender, als er Matti dauernd aufforderte Fotos von diesem und jenem zu machen und Johanna dauernd Fragen stellte, wie sie die Insel fühlte, was sie bei diesem oder jenem denke oder fühle. Wenn wir ihm Fragen über die Insel o.ä. stellten, meinte er nur „afterwards, afterwards…“ [später, später…]. Später würde er uns wohl alles erklären bzw. würden wir verstehen. Aha…

Die eine Sache sei noch erwähnt: Nachdem wir sein Haus wieder verlassen hatten, auch mit dem Grund, dass er uns seine Frau vorstellen wollte, trafen wir auf einer größeren Freifläche, außer Sicht- und Hörweite von den Zelten und anderen Leuten, auf eine Versammlung von Menschen. Teilweise schienen es auf der Insel Wohnende zu sein, aber auch mindestens ein Polizist o.ä. war anwesend. Es waren ca. 25 Leute, die lose in mehreren Reihen in einem Kreis saßen und standen. Auf einem Holzstamm ziemlich mittig saß die – neben einer weiteren jüngeren am Rande – einzige Frau und machte gerade Notizen. Johanna vermutete und es stelle sich heraus, dass dies die besagte Frau von jenem Armenier ist. Später stellte sie sich als Omi Nor vor. Zu diesem Zeitpunkt war sie allerdings sehr vertieft. Auch die anderen schienen sehr ernst bei der Sache zu sein. Als wir auf sie zu bzw. an Ihnen vorbei liefen, beäugten sie uns kritisch, als wöllten sie nicht, dass wir etwas von ihrem Anlass des Treffens erfuhren, grüßten bzw. lächelten aber (erzwungen?) höflich, als wir sie begrüßten. Als wir am nächsten Tag Omi Nor fragten, worum es bei dem Treffen ging, meinte sie, es gänge um die Versetzung eines heiligen Grabes, welches es schon sehr lange auf der Insel gibt und wobei es sich um die Ruhestätte einer ihrer Vorfahren handelte.

Wir kamen schließlich zum Ende des besiedelten Gebietes und des östlich gelegenen Strandes. Ein Mann angelte dort friedlich. Jemand – wahrscheinlich der Angler – hatte einen kleinen, überdachten und mit Tüchern dekorierten Bretterverschlag gebaut. Direkt daneben hing eine Schaukel, auf welche ich mich setzte. Unser Begleiter wollte dann unbedingt, dass wir im folgten und die kleine Behausung des Anglers anschauten. Wir wollten erst nicht, folgten ihm dann aber doch, da er keine Ruhe ließ. Wir sollten keine Angst haben meinte er; wenn man reist, soll man keine Angst haben.

Als wir dann genug von dieser Ecke der Insel hatten, wollten Matti und ich weiter gehen. Unser armenischer Begleiter fragte irritiert, wo wir hin wollten und meinte, dass wir nicht weiter könnten. Warum nicht? Es geht da wohl nicht weiter bzw. wir sollen nicht weiter gehen. Als wir nicht locker ließen, meint er es sei zu gefährlich. Es sind schon Leute verschwunden! Menschen auf der Insel sind vermisst! Ok?! Trotzdem wollten wir uns davon nicht abhalten lassen. Wir sind ziemlich sicher, dass wir wieder heil zurückkommen. Woher kommt seine Angst? Warum macht er sich solche Sorgen? Er will, dass wir ihm irgendeinen Identitätsnachweis da lassen. Johanna gibt ihm ein Foto von uns, auf dessen Rückseite unsere Namen, samt (Email-) Adresse stehen und schreibt noch unsere aktuellen Handynummern mit drauf. Es scheint ihn aber nicht wirklich zu beruhigen. Irgendwoher macht er einen Stock ab, gibt ihn uns für die Reise mit und meint, er bete für uns. Wenn wir wieder zurück sind, sollen wir uns bei ihm melden.

Der Stock ist dünn, hat einen Knick direkt nach ein paar Zentimetern und geht dann in drei lange Äste über. Er ist total ungeeignet als Wanderstock zum aufstützen, daher fragt sie sich erst, was sie damit soll, nimmt ihn aber gern mit und ist auch recht froh einen „Begleiter“ zu haben. Den Stock nutzt sie als eine Art Wünschelrute, um uns den Weg zu weisen. Dieser ist in dem Dickicht nämlich so gar nicht leicht zu finden. Zwischendurch fragen wir uns, ob wir überhaupt noch auf einem Weg sind. Aber irgendwie taucht dann doch immer Mal so etwas wie ein Trampelpfad auf, meist überhangen mit Lianen oder anderen Pflanzen. Wir kämpfen uns irgendwie durchs Gebüsch, zwischendurch wünschen wir uns eine Machete, aber irgendwie macht es auch mega Spaß sich so durch den Dschungel zu schlagen.

Irgendwann am Ende des Dschungels, kommen wir an einem kleinen Strand an. In der Ferne ist das besagte, verlassene Hotel zu sehen.

Bereits als wir durch den Dschungel streiften und auch weiterhin, fühlten wir uns ein bisschen wie in der Serie „Lost“, in der einige Menschen nach einem Flugzeugabsturz auf einer – wie es scheint – einsamen Insel landen, auf der sich geheimnisvolle Dinge abspielen und der Zuschauer sich die ganze Zeit fragt: Was geht eigentlich ab? Genau das haben wir uns auch gefragt. Was hat es mit dieser Insel auf sich? Warum wollen Leute nicht, dass wir die Insel erkunden? Was gibt es zu befürchten oder was wollen Leute nicht, dass wir es sehen bzw. erfahren? Trotz unserer Zuversicht (vielleicht auch einer Spur Naivität) und Naturverbundenheit, hatten wir zwischendurch doch etwas Bedenken und Angst, was uns denn erwartet. 

Vor allem als wir vor dem riesigen, verlassenen Hotelkomplex auf der anderen Seite der Insel stehen. Das Tor steht zwar offen, aber an den Seiten hängen Schilder mit einem bewaffneten Mann, der sein Gewehr auf einen Anderen richtet. Wir hören eine Maschine laufen, die auf die Anwesenheit von anderen Leuten hinweist! Was machen die hier an diesem verlassenen Ort? Gibt es etwas das wir besser nicht erkunden sollten? Wir laufen lieber erst einmal unten am Strand entlang, gehen dann aber doch eine Treppe zum Hotelgelände hoch, da es schon sehr ansehnlich und verlockend aussieht. Als bald zwei Leute auf einem Moped an uns vorbei fahren und keine Zeichen von sich geben, dass wir hier nicht sein sollten, beruhigt uns das fürs erste ein wenig.

Der ehemalige Hotelkomplex ist umwerfend! Jemand hat hier verdammt viel Geld investiert. Wunderschöne Gehwege, Brunnen und Plätze mit Mosaiksteinen geschmückt, blühende Pflanzen, hunderte Zimmer mit riesigen Räumen, schönen Bädern und kleinen Balkonen. Was ist hier passiert? Hat es wirklich einfach nicht geklappt mit dem Business? Oder stecken andere Gründe dahinter?

Direkt um dem Hotelkomplex befindet sich eine riesige Golfplatzanlage. Der Rasen wird immer noch gemäht!! Auch das hatte Matti im Internet gelesen. Das jahrelange Weiterpflegen geschieht wohl aus der Hoffnung, es könnte vielleicht doch noch etwas werden mit dem Hotel oder zumindest mit dem Golfdomizil. Johanna schlägt vor, dass wir mit der Gailalda-Crew hier her ziehen 😀

Auf dem Hotel-Gelände treffen wir noch vereinzelt auf Leute. Einer scheint dort gerade geduscht zu haben, im Bad brennt noch Licht (es gibt also noch Strom!). Ein Anderer stoppt sein Moped als er uns sieht und fragt wo wir hingehen wollen. Johanna meint: Einmal um die Insel. Wir setzen unseren Weg um die Insel fort, kommen u.a. an Mangroven und anderen schönen, hohen Bäumen vorbei bis wir schließlich wieder auf unserer Seite ankommen.

Auf dem Rückweg sind wir auf eine Gruppe von drei Indern und einem Dorfbewohner, der hier auch Wasser auf der Insel verkauft, gestoßen. Anscheinend führt er sie herum, wir hatten sie auch schon beim Baden am Strand in den Wald laufen sehen, wo wir herkamen. Später erfahren wir, dass es – wie wir auch schon vermuteten – hier heilige Plätze gibt. Haufen von Räucherstäbchenpackungen weisen darauf hin, Opfergaben wie Wasser und Limo. Auf der Insel und vor allem bei der Moschee, gibt es einige Gräber von sehr angesehenen, weisen Menschen. Diese Gräber von Heiligen lassen viele Menschen zur Insel pilgern, welche z.B. um die Heilung ihrer kranken Kinder o.ä. bitten.

Am letzten Tag lernen wir einen sympathischen Mann kennen, der uns die heiligen Gräber bei der Moschee und eine Art Teich hinter dieser zeigt. Er erzählt er habe in Mekka, während er lange gefastet hatte, eine Vision von der Insel gehabt. Seit dem lebt er hier. Er ist eine von zwei Personen mit denen wir uns länger unterhalten haben, die davon berichten, persönlich gesehen zu haben wie Leute verschwunden sind und die auch andere kennen die das beobachten konnten. Er erzählte uns auch von einer geheimnisvollen Frau, die zu Zeiten als es noch keine Elektrizität auf der Insel gab, die Ankommenden mit einer Laterne zur Gebetsstätte führte und dann verschwand.

Uns wird noch eine andere, unglaubliche Geschichte erzählt: Eines Tages, als gerade zum Gebet aufgerufen wird, landet ein Mann, der sich gerade auf dem Weg zur Gebetsstätte befindet, plötzlich in einer anderen Dimension. Der König dort will, dass er seine Tochter zur Frau nimmt. Der Mann willigt ein, sie bekommen Kinder und es lebt sich wohl recht gut dort. Eines Tages will der Mann aber doch zurück in seine ursprüngliche Dimension. Als er wieder zurück kommt stellt sich heraus, dass das Gebet gerade erst begonnen hat und sein Verschwinden überhaupt nicht registriert wurde. Es waren nur zehn Minuten vergangen!

Unglaublich! Aber solche Sachen sollen wohl öfters auf dieser Insel passiert sein. Der Glauben an die „unseen people“ [sowas wie ungesehene Leute > Art Geister] ist hier besonders stark aufgrund der vielen Erlebnisse und Geschichten. Das Verschwinden von Menschen scheint auch nicht nur Spuk aus der Vergangenheit. Es wird uns auch davon berichtet, dass (wenn wir uns richtig erinnern) der Bauherr des riesigen Hotelkomplexes sein Vorhaben vor Ort beendete, nachdem er persönlich seinen Partner verschwinden gesehen hat. Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung für das riesige verlassene Hotelareal und auch dafür, dass uns mehrere Leute versucht haben davon abzuhalten die ganze Insel zu erkunden.

Wir sind ja zum Glück scheinbar unserer jetzigen Dimension erhalten geblieben oder haben zumindest nicht gemerkt in eine andere geraten zu sein. 🙂 Für uns war diese Insel auf jeden Fall sehr abenteuerlich und eine Erfahrung der etwas anderen Art. Danke! 🙂

PS: In dem Teich hinter der Moschee waren übrigens „Wellness-Fische“, die die abgestorbenen Hautreste weg knabbern und die Poren reinigen. Eine ganz schön kitzelige Angelegenheit! Auf dem Bild sind auch zwei Catfische zu sehen.


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