Singapur

Als wir nach 11 Stunden Flug in Singapur am Flughafen ankamen, luden direkt zwei kostenlose Massagestühle am Rande ein unsere Füße samt Waden durchzukneten. Wie freundlich! Wie wir bald feststellen werden, ist vieles in Singapur zum Wohle (und zur Unterhaltung) der Einwohner unternommen wurden. Dabei setzt Singapur auf innovative und benutzerfreundliche Technik.

In Singapur leben rund 5,7 Millionen Einwohner. In den fünf Distrikten, gibt es einzelne Stadtbezirke, die wiederum einzelne Blocks haben, welche alle mit Geschäften und Essensmöglichkeiten, meist sogenannten Food Courts ausgestattet sind. In jedem Food Court bzw. in jedem Hawker – der größeren Variante – befindet sich um einen Sitzbereich mehrere verschiedene Läden, die jeweils unterschiedliches Essen anbieten. In Singapur (und auch in Malaysia) setzt sich die Bevölkerung überwiegend aus den drei Ethnien aus China, Malaysia und Indien zusammen und so auch das Essen. Dazu kommen oft noch Stände mit thailändischem, japanischem, oder vietnamesischem Essen. Oder einem Mix aus allem 😉 Singapur möchte übrigens die Hawker-Esskultur als Unsesco-Kulturerbe anerkennen lassen. Ursprünglich wurde diese etabliert, um die kleinen, meist etwas unhygienischen Essensstände von der Straße zu verbannen. Jeder Stand erhält eine einfache, für Kunden gut sichtbare Hygienebewertung (A = ausgezeichnet, B =gut; C haben wir nie gesehen, wahrscheinlich müssen dann Verbesserungen vorgenommen werden, damit das Geschäft wieder eröffnet werden kann).

Die ersten Tage übernachteten wir in einer Wohnung etwas außerhalb vom Stadtzentrum, dafür aber in unmittelbarer Nähe zu einem geschützten Waldgebiet. Wie wir feststellen, fing der Dschungel direkt neben der Siedlung an! Am Ende einer Straße ging ein kleiner Trampelpfad direkt ins Dickicht. Kurz darauf kamen wir zu einem größeren Weg, den auch viele Jogger und Spaziergänger benutzen. So viele schöne Pflanzen, die wir sonst nur als kleine Zimmerpflanze kennen, riesig groß. Es tat gut so hohe Bäume zu sehen und war auch eine willkommen Abwechslung zum hektischen Treiben der Stadt! Sehr abwechslungsreich bis ungewöhnlich war auch die Geräuschkulisse.

Dschungelsound

Die Regierung Singapurs hat sich schon früh dafür eingesetzt auch größere Grünflächen zu schützen und für die Einwohner zugänglich zu machen. Singapur ist heute die grünste Stadt Asiens und hat überdurchschnittliche hohe Umweltziele und eine sehr restriktive Vorgehensweise diese umzusetzen. So wird nur eine begrenzte Anzahl von Autozulassungszertifikaten verlost, welche dann 50 000 S$ (Singapore Dollar, umgerechnet über 30 000€) kosten. Dabei handelt es sich lediglich um ein Zertifikat, dass den Besitz eines Autos gestattet! Das Auto selbst kostet nochmal deutlich mehr als bei uns. Und es darf nur 10 Jahre gefahren werden! Dann wird ein neues Zertifikat benötigt. o.O Das sorgt dafür das man kaum Autos die älter als 10 Jahre sind auf den Straßen sieht.

Das U-Bahn- (MRT) und Busnetz ist sehr gut ausgebaut, hochtechnisiert und kontrolliert. Mit der EZ-Link-Card, die man zu Beginn jeder Fahrt im Durchgangsbereich anhalten muss, kostet es nur 1-2 S$ pro Fahrt. Es wird nach Entfernung und nicht nach Zeit abgerechnet. Und dann sind wir auch schon mitten in der Stadt! Einkaufscenter neben Einkaufscenter, Hochhaus neben Hochhaus! Und zwischen drin Grünes 🙂 Und obwohl man in der Innenstadt schon umgeben ist von Hochhäusern, plant Singapur anscheinend noch doppelt so viele zu bauen! (siehe Holzhochhäuser im Modellbild) [Wikipedia: Die Gesamtfläche entspricht knapp der Fläche von Hamburg. Landgewinnung spielt für Singapur eine große Rolle. Das Erdmaterial wird dazu von eigenen Bergen, dem Meeresboden oder von Nachbarstaaten entnommen und im angrenzenden Meer aufgeschüttet. Dadurch stieg die Landfläche von 581,5 km² in den 1960er Jahren auf heute 710,2 km² und soll bis 2030 noch um etwa 100 km² (auf rund 800 km²) wachsen. ]

Wie schon erwähnt, zeichnet sich Singapur durch einen Mix von verschiedensten Kulturen aus. Hauptsächlich stammen die Einwohner aus Malaysia, China oder Indien. Jedes Land hat seine eigene Kultur und religiösen Weltanschauungen, welche von den Einwanderern auch in Singapur weiterhin gelebt und praktiziert werden und somit den Stadtstaat kulturell bunt färben. So lassen sich in Singapur Anhänger des Buddhismus, des Islam, Hinduismus und des Christentums finden. Wegen der beschränkten Fläche sind die jeweiligen Tempel, Kirchen und Moscheen verschiedenster Religionen und Strömungen in unmittelbarer Nähe. So geschah es nicht selten, dass wir innerhalb eines Wohnviertels, teilweise sogar auf einer Straße ganz verschiedenartige Orte des Glaubens antrafen. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Ort als Singapur an welchem Buddhismus, Christentum, Islam, Hinduismus so nah und so friedlich koexistieren.

Gebetsgesang im Buddhistischen Tempel

Die Regierung trägt ihren Teil dazu bei, dass es zu keiner zu einseitigen Isolierung einzelner ethnischer Gruppen kommt. Mit dem Ziel, dass alle ethnischen Gruppen harmonisch miteinander leben, gibt es teilweise z.B. staatlich festgelegte ethnische Gruppenquoten bei der Wohnungsvergabe. So darf von einem Wohnungsblock nur ein bestimmter Prozentsatz an Chinesen, Malaien und Inder verkauft werden.

Die konservative  und sehr restriktive Regierung ist seit der Unabhängigkeit Singapurs 1965 an der Macht, andere Oppositionelle haben z.B. durch ein sehr striktes Mehrheitswahlrecht keine Chance. Es besteht Wahlpflicht, wobei oftmals nur ein Kandidat zur „Wahl“ steht. Dies und z.B. auch ein Versammlungsverbot, (es wird eine Art staatliche Lizenz verlangt, wenn mehr als drei Menschen öffentlich über Politik, Religion oder innere Angelegenheiten des Staates reden wollen) lässt an der Demokratie Singapurs zweifeln. Die PAP (People´s Action Party) setzt sich für eine größtmögliche wirtschaftliche Freiheit, ostasiatische Werte und Recht und Ordnung ein. Generell gibt es viele strenge Gesetze und einen hohen Grad an Überwachung (inklusive der Vernetzung aller öffentlicher Lebensbereiche). Sichtbar wurde das für uns – neben der hohen Anzahl an Überwachungskameras – durch viele kleine und größere Verbotsschilder, die auf immense Strafzahlungen hinwiesen. Als wir nach Ankunft zum ersten Mal in die U-Bahn Richtung unserer Unterkunft stiegen und uns bei der Fahrt einen Schluck Wasser gönnten, wurden wir gleich seltsam angeschaut (zusätzlich zu dem „normalen“ oh-die-sehen-anders-aus-anschauen). Es stellte sich heraus, dass wir ein totales No-Go begannen hatten und im schlimmsten Fall 500 S$ bezahlt hätten o.O –wobei sie bei Touristen wohl gnädig gewesen wären. Wir haben auf jeden Fall nie jemand in öffentlichen Verkehrsmittel Essen oder Trinken sehen und haben es auch uns selbst verkniffen. Wir können uns vorstellen, dass diese ganzen Verbote und Regeln eine ähnliche Wirkung auf die Einwohner Singapurs haben: Es wird sich angepasst, versucht nichts falsch zu machen oder aus der Rolle zu fallen, … das Gesicht zu wahren ist – wie in weiten Teilen Asiens – hier besonders wichtig. Wir bekamen nie irgendwelche Leute zu Gesicht, die irgendwie auf- oder rausfielen, keine bunten Hunde, keine Leute mit Dreads, Obdachlose o.ä. Alle sehr geordnet und kontrolliert. Wir fragten uns, ob die Leute hier glücklich sind. Ein älterer Herr meinte dazu, dass die Menschen hier mehr oder weniger Bewusst einen Teil ihrer Freiheit gegen Sicherheit eintauschen, auch und vielleicht vor allem in Hinblick auf ihre Kinder. Sie wollen an einem sicheren Ort leben und nehmen dafür gewisse Einschränkungen hin. Viele Einwohner Singapurs und die Verfechter restriktiver Politik, Überwachung und einem starken Leistungsdenken sehen darin die Ursachen dafür, dass diese wohlhabende Gesellschaft Singapurs entstanden ist, die eine der niedrigsten Kriminalitäts- und Korruptionsraten der Welt hat. Wir lassen das jetzt einfach mal so stehen, es kann sich ja jeder selbst noch Gedanken darüber machen. Hier noch ein ungefähres Zitat aus dem Gedächtnis:

„Please report if you see any suspicious person or article.”
(zu deutsch in etwa: Bitte melden Sie verdächtige Personen und Gegenstände.)


Hier noch ein paar andere Hinweisschilder. Mit den besten Empfehlungen von Stand-up-Stacey und Beg-down-Benny ;D

Comments

  1. Sehr authentische Eindrücke. Die Bilder vermitteln die im Text beschrieben Atomsphäre (ordentlich, sauber, steril, restriktiv, kontrollierend) ziemlich gut. Schon faszinierend, dass so viele Menschen auf solch kleinem Raum geordnet zusammenleben können. Die ganzen Essensstände animieren wahrscheinlich zum naschen. Ich nehme an, es gibt auch genügend vegetarisches Essen?

  2. Hey Johanna, hey Matthi,
    danke für den Bericht und die Bilder. Sieht sehr beeindruckend aus. Die Info mit der Landerweiterung hat mich sehr überrascht. Haben die anderen Staaten da nichts dagegen, wenn man ihnen die Erde wegbaggert? Bin gespannt auf Weiteres 🙂

  3. Hallo Ihr Zwei, vielen lieben Dank für die schönen Eindrücke. Es ist atemberaubend. Vielen lieben Dank Dafür.Ganz liebe Grüße von Opa und Oma

  4. Toller Blog und sehr interessante Bilder! Ich wünsche Euch viel Spass, überall gutes Essen und nette Bekanntschaften. Bin gespannt auf den nächsten Eintrag.

    Was ich noch gehört habe: Singapur ist wohl ziemlich erfolgreich mit seinem Schulsystem. Lehrer sind gesellschaftlich hoch anerkannt.

  5. Moin ihr beiden, danke schön, dass ihr uns an eurer Reise teilnehmen Last. Das sind wirklich schöne Eindrücke. Liebe Grüße M&M’s (Mia, Manu und Michi)

  6. Hallo ihr zwei Lieben,
    Ich vermisse euch…
    Es ist schön zu sehn, was ihr für eine tolle Reise macht. So viele tolle Bilder und Geschichten. Ich wünsche euch noch viele schöne Erfahrungen.
    Bei uns geht’s auch gut vorwärts. Wir bereiten viel vor und mein Bauch wird immer kugeliger. ?❤
    Ich hab euch lieb.
    Astrid

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